Die Geschichte der Typografie ist eng verknüpft mit der Entwicklung der Schriften und den sich wandelnden Produktionsmöglichkeiten gedruckter Texte; inzwischen auch der digitalen Medien.
Anwendung
Mithilfe von Typografie können der Inhalt, der Zweck oder die Anmutung eines Werkes verdeutlicht werden. Die Aussage eines Textes kann visuell unterstützt werden, wobei die gute Lesbarkeit i. d. R. an erster Stelle steht.
Zu den Anwendungsbereichen der Typografie zählt neben der Gestaltung von Mengentexten in Romanen oder Sachbüchern (Werksatz) vor allem der Akzidenzsatz. Dazu gehören Geschäftsdrucksachen (Briefblätter, Visitenkarten, Formulare), Werbedrucksachen (Flyer, Prospekte, Plakate) oder auch Familiendrucksachen (Einladungen, Gedenkkarten).
Bei der visuellen Erscheinung von Kommunikationsmedien versuchen Typografen meist die Gestaltung mit deren Inhalt (Botschaft) in Einklang zu bringen. Manchmal wird auch versucht, eine unterschwellig andere Botschaft (Subtext) zu vermitteln, die dem Inhalt des Textes durchaus widersprechen kann. Durch derartige Beeinflussung der Aussage eines Textes bzw. einer Botschaft kann einem Typografen die Rolle des Co-Autors zukommen.
Möglichkeiten typografischer Gestaltung sind traditionell der Einsatz unterschiedlicher Schriftarten, Schriftgrade/-größen und Auszeichnungsarten, die Wahl der Satzbreite (Zeilenlänge), des Zeilenfalls, des Satzspiegels innerhalb des Papierformates, die Zuordnungen unterschiedlicher Elemente zueinander im Layout, die Auswahl des passenden Papiers und vieles mehr.
Die Auszeichnungsarten dienen zum Hervorheben
einzelner
Textstellen oder Absätze gegenüber dem Rest des Textes, z. B.
wörtliche Rede oder Zitate. Wollen Typografen beispielsweise
verdeutlichen, dass eine Textstelle das Gesprochene eines
Protagonisten darstellt, dann kann sie kursiv dargestellt werden:
Hermine! rief Harry …
Orientierung der Nutzer
Bei der typografischen Gestaltung berücksichtigen professionelle
Typografen die Orientierung der Nutzer, die Einschätzung der
Zielgruppe(n), die besonderen Bedingungen des Mediums, für das
gestaltet wird, die Orthotypografie
(also die ortho- und
typografisch korrekte Form), sowie unterschiedliche Lesearten, mit
denen Leser Texten verschiedener Art begegnen. Bei der Typografie
eines Romantextes beispielsweise wird auf einen gleichmäßigen und
störungsfreien Lesefluss geachtet. Zu betonende Sätze oder Wörter
werden dazu i. d. R. eher dezent ausgezeichnet, um sie nicht zu sehr
hervorzuheben.
Hierbei werden Kursiv- oder Kapitälchen-Schnitte derselben Schrift wie
der des Grundtextes
(des nicht-ausgezeichneten Textes) in
gleicher Strichstärke benutzt. Im Fachjargon wird dies als
integrierte
oder leise
Schriftauszeichnung bezeichnet.
Das informierende Lesen
(z. B. in Zeitungen oder
Online-Portalen) setzt dagegen eine typografische Umsetzung voraus,
die Inhalte bereits beim Überfliegen einordnen lässt, bevor tiefere
Textebenen – häufig in kleineren Schriftgraden – angeboten werden.
Ausbildung
War Typografie seit Gutenberg Teil des Fachwissens der Drucker und Schriftsetzer, so ist sie heute ein wichtiger Bestandteil der Ausbildung der Grafiker, Mediengestalter Digital und Print und ähnlicher Berufsgruppen. Gerade die neuen Medien und das Entwerfen von Websites stellten die Typografen vor neue Herausforderungen wie etwa die Frage nach Nutzerfreundlichkeit und Funktionalität. Inzwischen kann fast jeder am Computer Schriftstücke (z. B. Briefe) oder seine Webseiten erstellen und so typografisch tätig werden.